Wissenschaftliche Hintergründe
Nanotechnologie und Nanomedizin, Quantencomputer, Mikrochips für Blinde und Taube, PU-Kunststoffe, Biokunststoffe, „functional films“ – all das gibt es heute schon in Ansätzen, und bis 2036 wird man in jedem dieser Bereiche weitere Fortschritte gemacht haben. Die folgenden Themen spielen in „Als die Welt zum Stillstand kam“ eine besonders große Rolle. Zum „Reinschnuppern“ hier einige Infos aus dem Nachwort, ergänzt durch Link- und Lesetipps.
Erneuerbare Energien
Seit Fukushima forcieren einige Länder die Umstellung auf erneuerbare Energien. Die Erzeugung von Solarstrom in der Sahara wird im Milliarden-Projekt DESERTEC vorangetrieben, Windenergie und Pumpspeicherwerke werden ausgebaut, und neue Stromleitungen minimieren den Energieverlust beim Transport über lange Strecken. Die Prognosen, wie schnell wir auf erneuerbare Energien umstellen können, haben sich nach Fukushima ebenfalls deutlich verändert. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) beispielsweise hält einen Umstieg auf erneuerbare Energien und umweltfreundliche Gaskraftwerke innerhalb von zehn Jahren für möglich. In meinem Roman gehe ich ebenfalls von diesem Zeitrahmen aus – und davon, dass zugleich die Entwicklungen im Bereich des Stromsparens forciert werden: Die Kommune der Mobilen verfügt dementsprechend über Plusenergiehäuser und ist im Hinblick auf ihre Energieversorgung autark, dank Superkondensatoren und eigener Stromerzeugung vor allem durch den Offshore-Windpark.
Hochleistungsfähige Super-Akkus
Für die Menschen in „Als die Welt zum Stillstand kam“ spielen Hochleistungs-Akkus nach dem Zusammenbruch des Tornetzes eine lebenswichtige Rolle. Da Energiespeicherung eins der wichtigsten Themen unserer heutigen Zeit ist, fördert die Bundesregierung zurzeit zum Beispiel die Forschung an Superkondensatoren im Projekt „Super-Kon“ der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Superkondensatoren sollen vor allem in den Bereichen Windenergie, Photovoltaik und „Energy Harvesting“ eingesetzt werden (das ist das „Ernten“ von Energie zum Beispiel aus Umgebungstemperatur, Vibrationen und Luftströmungen). Alle Experten gehen davon aus, dass auch die Speicherkapazität von Lithium-Ionen- und anderen Akkus in den nächsten Jahren deutlich erhöht werden kann. Manche halten das Zehnfache der heutigen Kapazität schon sehr bald für möglich.
Elektromobilität
E-Bikes erleben in den letzten Jahren einen Boom: 2010 wurden allein in Deutschland 200.000 Stück verkauft, 33 % mehr als 2009. Elektro-Autos fahren hingegen bisher kaum auf unseren Straßen. Wie die Studie „E-Mobility 2025: Szenarien für die Region Berlin“ zeigt, kann sich das aber sehr schnell ändern, wenn zum Beispiel die Regierung als Motor auftritt und ihre eigenen Fahrzeugflotten komplett auf Elektrofahrzeuge umstellt. In meinem Roman ist genau das bis zum Jahr 2024 geschehen, und dadurch ist die Umstellung auf Elektromobilität in Deutschland und vielen anderen Ländern gelungen.
Laufroboter
Laufroboter werden zurzeit von vielen unterschiedlichen Forschungseinrichtungen entwickelt. Sie werden heute schon im Weltraum und auch auf der Erde in unwegsamem oder verstrahltem Gelände (zum Beispiel in Tschernobyl) für verschiedene Arbeiten eingesetzt. Es gibt heute auch schon zweibeinige Laufroboter, die als Rollstuhlersatz dienen können, vierbeinige wie „Big Dog“, der fürs amerikanische Militär entwickelt wurde, sechsbeinige wie den 2011 vom Bielefelder CITEC vorgestellten „Hector“, der kein festes Steuerprogramm hat, sondern eher wie ein Gehirn arbeitet und damit flexibel und lernfähig ist. Und auch achtbeinige Laufroboter gibt es. In der Welt meines Romans gewinnen Laufroboter nach dem Aufbau des Tornetzes an Bedeutung, weil die meisten Straßen und Wege nicht mehr gewartet werden und die Laufroboter in unwegsamem Gelände am besten zurechtkommen. Außerdem sind Laufroboter beim Ernten sehr viel effizienter als heutige Erntemaschinen. Das liegt daran, dass sie nur wenige Punkte des Ackerbodens „betreten“, während ein Mähdrescher breite Fahrspuren braucht. Und bei wachsenden Bevölkerungszahlen wird die effiziente Nutzung von Ackerboden immer wichtiger. Auf diesem Gebiet wird so intensiv geforscht, dass es ständig neue Entwicklungen gibt. Zum Beispiel diese Roboter zeigen, was heute schon möglich ist (Videos findet ihr im Netz):
– HECTOR: sechsbeiniger Laufroboter mit intelligenter neuronaler Steuerung
– Big Dog: vierbeiniger Laufroboter, für das amerikanische Militär entwickelt
– i-foot: zweibeiniger Laufroboter, in dem man sitzen kann
– Timberjack: Laufroboter zum Holzfällen
Beamen
Das Beamen (Teleportation) gibt es tatsächlich schon. Allerdings sind wir noch weit davon entfernt, Menschen oder größere Gegenstände beamen zu können. Wie weit, darüber gehen auch die Meinungen der Wissenschaftler erheblich auseinander. Tatsache ist: 1998 wurde das erste Photon gebeamt, 2002 dann ein ganzer Lichtstrahl. Zurzeit wird an Experimenten gearbeitet, bei denen größere Objekte gebeamt werden sollen. Ob und wann das funktionieren kann, steht allerdings noch in den Sternen. Den wissenschaftlichen Hintergrund kann man nicht in wenigen Worten zusammenfassen, daher hier nur so viel: Alle bisherigen Experimente basieren auf dem Phänomen der „Verschränkung”. Dabei bleiben Teilchen, die einmal verschränkt wurden, immer verbunden – ganz gleich, wie weit sie voneinander entfernt werden. Das Verblüffende: Ungeachtet der im Makrokosmos geltenden „Geschwindigkeitsbegrenzung” auf Lichtgeschwindigkeit reagieren verschränkte Teilchen sofort aufeinander. Das ist so, als ob zwei Menschen in zwei getrennten Räumen würfeln würden, die Augenzahl wäre zwar jedes Mal Zufall, aber bei beiden immer genau gleich – und zwar augenblicklich –, auch wenn sie Lichtjahre voneinander entfernt wären. Auf Quantenebene ist diese Verschränkung seit Langem nachgewiesen, so unglaublich sie auch anmutet – sie spielt beispielsweise bei der Photosynthese eine Rolle.
LESETIPPS
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